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1. Theil 3 - S. 26

1880 - Stuttgart : Heitz
26 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. bekannten, endlich darauf denken mußten,, sich mit einander zu verbinden, auf den Fall, daß die katholischen Stände sie etwa bekriegen wollten. Die Verbindung geschah zu Torgau und hieß daher der Torgauer Bund (1526). An der Spitze dieser Verbindung standen der Kurfürst von Sachsen, Johann der Standhafte (1525—32), der seinem Bruder, Friedrich dem Weisen, gefolgt war, und der treffliche Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige, und außer ihnen nahmen die Herzoge von Braunschweig und Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Städte Magdeburg, Straßburg, Augsburg und Nürnberg daran Theil. 86. Der Bauernkrieg. — Thomas Münzer. — Die Wiedertäufer. Die Bauern hatten es damals in Deutschland sehr schlimm. Sie waren zwar nicht eigentlich Leibeigene, mußten aber manche Tage der Woche für die Herrschaft arbeiten und wurden nicht allein vom Landesherrn, sondern auch von dem Gutsbesitzer mit Abgaben oft so sehr belastet, daß die armen Menschen ihres Lebens gar nicht froh werden konnten. Sie hatten daher auch schon einige Male vor Luthers Auftreten hier und da versucht, mit Gewalt die Last abzuschütteln; aber man hatte sie jedes Mal mit Härte wieder unterworfen. Nun erfolgte die Reformation und regte die vorhandene Gähruug noch mehr auf. Luther lehrte, jeder Mensch müsse christliche Freiheit haben; damit meinte er, daß jeder die Freiheit haben müsse, Gott und Jesum nach der Vorschrift des Evangeliums zu verehren. Aber die einfältigen Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen, da er doch gerade den Gehorsam gegen die, Obrigkeit recht eingeschärft hatte. In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten — der sogenannte schwäbische Bund — Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Bauern unter Führung des' Hans Müller von Bulgenbach, eines ehemaligen Soldaten, noch ziemlich gemäßigt. Mit rothem Mantel und rothem Baret an der Spitze seiner Anhänger zog Müller von Flecken zu Flecken ; auf einem mit Laub und Bändern geschmückten Wagen ward die Haupt- und Sturm-

2. Theil 4 - S. 91

1880 - Stuttgart : Heitz
Krieg der Verbündeten gegen Frankreich. 91 war, erhob sich zuerst, um seinen Rang unter den freien Völkern wiederzugewinnen; Preußen hatte soeben erst die zahllosen und glänzenden Schaareu des französischen Eroberers durch seine Provinzen hinziehen gesehen, und ein Theil seiner eigenen Armee hatte mit gegen Rußland ausziehen müssen; jetzt aber waren dieselben Provinzen, welche kurz vorher die Macht des gewaltigen Kriegsherrn angestaunt hatten, auch die ersten Zeugen der kläglichen und schimpflichen Flucht der zerstreuten französischen Armee. Bei diesem Anblick erwachte in den Herzen aller Patrioten die Hoffnung, daß nun die Zeit gekommen wäre, das verhaßte Joch der Franzosen abzuschütteln. Die Zeit der Unterdrückung selbst war in Preußen nicht unbenutzt geblieben, um eine bessere Zukunft anzubahnen; durch viele innere Einrichtungen war man vielmehr bedacht, die Keime innern Gedeihens und echter Volkskraft zu befruchten und den Tag der Wiedererhebung aus der vorübergehenden Ohnmacht vorzubereiten. Zwar lastete auf dem unglücklichen Lande, insoweit es dem preußischen Fürstenhause belassen worden war, in jeder Beziehung ein schwerer Druck: eine Kriegsentschädigung und Kontributionen aller Art waren bis zu einer säst unerschwinglichen Höhe zu leisten, französische Besatzungen blieben in den preußischen Festungen und bei seinen Kriegszügen durch preußisches Gebiet stellte Napoleon immer neue willkürliche Forderungen an das schwer geprüfte Sand; auch wachte der fremde Gewalthaber mit strenger, eifersüchtiger Vorsorge darüber, daß Preußen kein größeres als das ihm beim Friedensschluß zugestandene Heer unterhielt. Aber ungeachtet dieser Schwierigkeiten wußte die warme ernste Vaterlandsliebe des Königs und einer Reihe von patriotischen Männern die geeigneten Mittel und Wege zu finden, um die innere Entwickelung und Erstarkung Preußens zu fördern. Neben der Opferwilligkeit aller Classen der Einwohner diente eine musterhafte Finanzverwaltung dazu, trotz der großen Kriegskosten die Hülfsmittel des Landes wieder zu heben und zu vervielfältigen, — nicht weniger war man bemüht, den freudigen Patriotismus aller Volksklassen durch die Gewährung gewisser bisher entbehrter Rechte und Freiheiten zu entwickeln. Unter den Ministern von Stein und Fürst von Hardenberg wurden den Bauern manche drückende Lasten der alten Erbunter-thänigkeit abgenommen, den Bürgern durch die Einführung einer freisinnigen Städteordnung eine höhere Theilnahme am Gemeinwohl eingeflößt. Viele geistliche Güter und Kapitel, deren Ein-

3. Theil 4 - S. 323

1880 - Stuttgart : Heitz
Aufhebung der Leibeigenschaft in Rußland. dieser Residenzwechsel große Aufregung und es brachen dort arge Tumulte aus. Im November 1865 wurde das Parlament zum erstenmal in Florenz eröffnet. — 152. Europa während und nach dem italienischen Kriege. Die Geschichte Oestreichs und Frankreichs fiel während des italienischen Krieges mit der Geschichte desselben zusammen; England nahm an der Umgestaltung Italiens nur durch diplomatische Beziehungen Theil, Rußland aber benutzte diese Zeit, um sich von seinen Niederlagen zu erholen und innere Reformen auszuführen, ohne deshalb auf eine Beobachtung jener Ereignisse und seinen Einfluß dabei zu verzichten. In Deutschland aber trat die nationale Bewegung, welche seit einiger Zeit stillgestanden zu haben schien, wieder lebendig in den Vordergrund. Wir wenden uns zuerst zu a. Ruß land. Die schwierigste Aufgabe stellte sich Alexander Ii., indem er die Leibeigenschaft der Bauern in Rußland aufheben wollte, ein Plan, welchen schon Alexander I. aufgefaßt und wieder fallen gelassen hatte. — Die Nothwendigkeit, den im Kriege tief 1 gesunkenen Wohlstand der Nation neu zu beleben, mußte die ' dringendste Aufgabe der Regierung fern; deshalb wurde Rußland mit einem Eisenbahnnetz überzogen, die Zölle herabgesetzt, manche Erleichterung des Verkehrs getroffen und der Versuch gemacht, der Corruption der Beamten zu steuern; aber das alles hals nicht, wenn nicht die productive Kraft selbst entfaltet wurde. — Das schien aber nur möglich zu sein, wenn man dem Bauer Liebe zu dem Boden einflößte, welchen er bebaute, d. H. indem man ihn zum freien Eigenthümer machte. Nach einer 1858 angestellten Volkszählung gab es im europäischen Rußland, in Sibirien und Transkankasien 23 Millionen Leibeigene. Im I. 1857 wurde in Petersburg eine kaiserliche Commission, eingesetzt, welche die wichtige Maßregel vorbereiten sollte; sie kam aber nicht recht vorwärts, da der Adel der Bauernemancipation entgegen war und die Bauern selbst nicht recht begriffen, was man mit ihnen vorhabe. Der Kaiser aber ließ sich durch keine Schwierigkeiten bewegen, sein Ziel aufzugeben. Durch ein Manifest vom 3. März (19. Febr.) 1861 sprach er die Aufhebung der Leibeigenschaft aus; am 17. März wurde dasselbe in allen Kirchen verlesen. Damit die eintretende Veränderung nicht zu plötzlich und schädlich wirke, ist für eine

4. Theil 4 - S. 450

1880 - Stuttgart : Heitz
450 Neueste Geschichte. 3. Periode. 163. Der russisch-türkische Krieg 1877 78. Der Friede zu Berlin. Die politische Umgestaltung Italiens und Deutschlands auf dem Grunde nationaler Einheit war vollendet, und die spannende Unruhe, in welcher Europa durch die Entwickelung dieser beiden großen Ereignisse gehalten worden war, hatte sich gelöst; im Osten des Welttheiles aber war die- orientalische Frage d. H. die Entscheidung über den Bestand und die Zukunft des Türkenreiches in Europa als eine den Frieden bedrohende Wetterwolke stehen geblieben. Die inneren Zustände der Türkei, die sich immer unhaltbarer erwiesen, und die unter solchen Umständen zu gesteigerter Aufmerksamkeit hindrängende Nachbarschaft Rußlands hielten die Besorgnisse und Gegenpläne der europäischen Großstaaten, vorzüglich Englands, in lebhafter Erregung. Die Türken waren von der Zeit ab, wo sie aufgehört hatten, ihren wilden Kriegseifer durch verwüstende Heereszüge zu befriedigen, gleichsam sich selbst untreu geworden und ihr Reich war allmählich in immer tieferen Verfall gerathen. Ihr kriegerisches Naturell versank in eine abstumpfende Unthätigkeit, ihr Feuer verblaßte zu feierlicher Würde, aber ihr Stäz und ihre Härte gegen die Ueberwuudenen waren geblieben. Die Lage der Christen im Türkenreiche war höchst beklagenswerth; sie waren den Herren des Landes gegenüber fast rechtlos, unaufhörlichen Bedrückungen ausgesetzt und mit unwürdiger-Verächtlichkeit behandelt. Alle Versprechungen der türkischen Regierung, diese Zustände zu bessern, waren unerfüllt geblieben; die feierlich verkündeten Verordnungen, daß jeder Unterschied zwischen Türken und Christen im staatlichen Leben aufgehoben fein solle, daß den Christen in allen Stücken gleiche bürgerliche Rechte gewährt seien — alle diese Zusagen waren werthlose Worte geblieben. Die Unerträglichkeit dieser Verhältnisse steigerte sich durch die grenzenlose Unordnung und Willkür in der Einziehung der Stenern. Die Erhebung derselben wurde Pächtern überlassen, die Bezahlung der Beamten war so geringfügig und unregelmäßig, daß sie fast darauf angewiesen waren, sich durch Ausbeutung des Volkes, insbesondre der Christen schadlos zu halten. Am Hofe zu Konstantinopel dagegen und in den obersten Stellen der Reichsverwaltung herrschte eine unglaubliche Verschwendung und Habsucht. Zur Hofhaltung des Sultans reichte

5. Theil 4 - S. 122

1880 - Stuttgart : Heitz
122 Neueste Geschichte. 2. Periode. Deutschland. derung der bestehenden Verfassungen im Sinne der größten Freiheit und der Betheiligung des Volks an der Regierung. Zwar gaben die meisten deutschen Fürsten ihren Völkern wirklich sehr bald neue Verfassungen, bei welchen den herkömmlichen oder neugebildeten Landständen gewisse Rechte eingeräumt waren; aber jene Anforderungen wurden damit nicht befriedigt, weil im Vergleich mit denselben die neuen Verfassungen nicht freisinnig genug erschienen. Preußen und Oestreich, die beiden deutschen Hauptstaaten, widerstanden überdies dem Verlangen nach Einführung einer freien Verfassung und dadurch erhielt das Mißvergnügen neue Nahrung. Zwar hatte Preußen schon seit dem Unglücksjahre 1806 allmählich alle seine Verwaltungseinrichtungen in einer Weise umgestaltet, womit der weitern Entwickelung der größte Spielraum gewährt war. Nicht blos in dem Heerwesen war durch den Grundsatz der abgemeinen Volksbewaffnung eine tiefgreifende Aenderung eingetreten, sondern auch in der ganzen Staatsverwaltung war jedes unbillige Vorrecht aufgehoben und jedem Tüchtigen der Zugang zu allen Aemtern eröffnet worden. Dem Bauer war statt der frühern drückenden Abhängigkeit der freie Grundbesitz gesichert worden, und die Städte hatten eine Verfassung erhalten, wobei jedem Bürger die Theilnahme an der Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten gewährt war. Alle die innern Verbesserungen, welche man in Frankreich und anderwärts durch blutige Revolutionen erzwungen hatte, waren in Preußen auf friedlichem Wege durch eine weise Regierung durchgeführt worden; eben deshalb hätte man nun den König und seine Rathgeber nicht durch unruhigss Drängen darin bedenklich machen sollen, ob der geeignete Zeitpunkt da sei, auch die Verheißung auf eine Volksvertretung zu erfüllen. Ein Anfang dazu wurde überdies bald gemacht, indem fürerst die Provinzialstände zusammenberufen wurden, woraus nach der Absicht des Königs allmählich eine allgemeine Ständeversammlung gebildet werden sollte. Mit diesem besonnenen Vorschreiten aber waren die feurigen Freunde der Freiheit nicht zufrieden, und besonders wurde die Jugend auf den deutschen Universitäten immer aufgeregter über die angebliche Vorenthaltung der Rechte, welche der Nation in den Freiheitskriegen versprochen worden seien. Bekanntlich hatte die .akademische Jugend 'sich mit begeisterter Hingebung an der allgemeinen Erhebung bethätigt; unter ihr hatte der Tugendbund auch früher schon seine Bemühungen zur Herbeiführung einer bessern Zeit eifrig betrieben. Nachdem nun eine Menge muthiger, tapferer

6. Theil 4 - S. 290

1880 - Stuttgart : Heitz
290 Neueste Geschichte. 3. Periode. Ordnung und Kraft gesicherten Staates emporblühen könne. Und so wurde von allen jenen Projecten nur eine Eisenbahn über die Landenge von Panama 1855 vollendet. Während so, wie wir sahen, Nordamerika nach Außen hin an Macht, Ausdehnung und Bedeutung wuchs, führten die innern Verhältnisse der Vereinigten Staaten-Republik zu einer Krise, welche einen Zerfall dieses großen Staatswesens befürchten ließen. Es bestand zwischen den nördlichen und den südlichen Staaten der Union ein Gegensatz, welcher zu einer immer bedenklicher werdenden Spannung sich ausbildete. Im Süden bildete das Bestehen der Sklaverei die Grundlage der gesellschaftlichen Zustände; diejenigen des Nordens ruhten auf dem Princip der freien Arbeit. Hier nahm die herrschende Partei die Bezeichnung „Republikaner" an, während die Bewohner des Südens sich „Demokraten" nannten. Nachdem die Partei der Sklavenhalter mit der Wahl Bnchanan's zum Präsidenten (4. Nov. 1856) einen letzten großen Sieg erfochten hatte, rief sie durch die brutale Art, wie sie denselben ausbeutete, eine allgemeine Reaction hervor und die Erbitterung zwischen Norden und Süden erreichte eine solche Höhe, daß eine Aussöhnung nicht mehr möglich war. Noch einmal rafften die Parteien alle ihre Kräfte zusammen bei der neuen Präsidentenwahl und die Partei der Republikaner setzte ihren (Kandidaten Abraham Lincoln*) durch. Die Partei, deren Candidat Lincoln war, hatte sich erst in den letzten Jahren herausgebildet und ihre Grundsätze waren in dem von dem neuen Präsidenten verkündeten Programm klar aus- *) Abraham Lincoln wurde am 12. Febr. 1809 in der Grafschaft Hartem, Kentucky, geboren; sein Vater starb früh und hinterließ die Seinigen in bitterster Armuth, so daß Abraham wenig oder gar keine Erziehung genoß. Er hat sein ganzes Leben lang etwa 6—8 Monate hindurch Schulunterricht genossen und war der Reihe nach Feldarbeiter, Holzhauer und Ruderknecht auf dem Missisippi. Im Jahr 1830 finden wir ihn im Staate Illinois, wo er sich als Tagelöhner seinen Lebensunterhalt verdiente. Später machte er als Freiwilliger den Krieg gegen die Indianer von Florida mit und zeichnete sich so sehr aus, daß er zum Capitain befördert wurde. Im Jahr 1832 trat er zum ersten Male als Canditat für die Legislatur des Staates auf, fiel aber mit seiner Bewerbung durch. Erst ein Jahr später ward er gewählt. Er widmete sich jetzt dem Studium des Rechts, wurde in kurzer Zeit Advocat und prakticirte mit großem Erfolg. Von 1846—49 saß er als Mitglied des Kongresses; von da ab lebte er wieder ausschließlich seiner Profession; im Jahr 1856 aber stand sein Name an der Spitze der Wähler von Illinois, welche in Opposition gegen Buchanan für Fremont stimmten.

7. Theil 2 - S. 10

1880 - Stuttgart : Heitz
10 Mittlere Geschichte. 1. Periode, deutsche. Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die ganze Volksgemeinde erscheinen durfte, wurde an einem Hügel, oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen: einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmittelu, so mußte er einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fälle vor, wo nichtswürdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun nahm man zu einem sichereren Mittel, wie man glaubte, seine Zuflucht, zu den Ordalien oder Gottesurtheilen. Hierbei, glaubte man, übernähme Gott selbst die Entscheidung. Die gewöhnlichsten Ordalien bestanden aus folgenden: die Feuerprobe. Der Angeklagte mußte vier und einen halben Schritt laufen mit einem glühenden Eisen auf der flachen Hand; dann wurde diese in ein Säckchen gebunden und versiegelt. War nach drei Tagen keine Brandwunde da, so sprach man ihn als unschuldig los. Aus eine ähnliche Art verfuhr man beim Kesselsange, wo der Beschuldigte mit entblößtem Arme in einen Kessel voll kochenden Wassers fahren und einen auf dem Grunde liegenden Ring herausholen mußte. Bei der Wasserprobe wurde der Verklagte an Händen und Füßen gebunden und so ins Wasser geworfen; sank er unter, so zog man ihn geschwind als unschuldig heraus: schwamm er, so wurde er als schuldig bestraft. Bei der Kreuzprobe wurden der Angeklagte und der Kläger jeder an ein Kreuz mit ausgebreiteten Armen hingestellt; wer zuerst ermüdete, hatte den Proceß verloren. Oft wurde auch das Recht durch einen Zweikampf erwiesen, und dies ist der Ursprung der Duelle, die leider bis jetzt noch bei uns zuweilen vorkommen. Daß alle diese Mittel gar sehr unzuverlässig waren, sehen wir zwar jetzt wohl ein; aber damals hatten die Leute den Glauben, daß in dem Ausgange des Gottesurtheils Gott selbst die Schuld oder Unschuld sichtbar werden lasse. Wenn ein Stamm ein neues Land erobert hatte, so wurden gewöhnlich die Besiegten Leibeigene und die Sieger Herren. Aus diesen bildete sich dann der Adel. Der König oder Fürst vertheilte die Ländereien nach Gutdünken an seine treuen Begleiter, doch so, daß er ihnen die Besitzung wieder nehmen und einem Andern geben konnte, und wenn der Besitzer starb, so fiel sie wieder an den König zurück, der sie dann auf's neue, entweder an den Sohn des Verstorbenen oder an einen Andern, vergab.

8. Theil 2 - S. 58

1880 - Stuttgart : Heitz
58 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Mitleid mit dem Manne empfand, der in der Zeit, wo er sich so sorglos dem Vergnügen hingab, verrathen werden sollte. „Es komme daraus, was da wolle," dachte sie, „ich will ihn warnen: ehrlich währt ja am längsten." Sie flüsterte ihm also zu, er solle sich vorsehen; das und das solle jetzt geschehen. Der Graf dankte, schlich sich eilends fort, und als die Soldaten Otto's anrückten, wurden sie wohlvorbereitet empfangen und zurückgetrieben. Otto erfuhr bald die Ursache des Mißlingens; aber er war gegen seine Schwester nicht ungehalten, und als der Graf um die Hand seiner Wohlthäterin anhielt, gab er sogleich seine Einwilligung. Otto I. starb plötzlich 973 auf dem Schlosse Memleben in Thüringen, und liegt zwischen seinen Frauen Edith und Adelheid im Dome in Magdeburg vor dem Altare begraben. 59. Ritterwesen. — Faustrecht. — Turniere. Schon bei den alten Germanen gab es einen Unterschied der Stände; es gab Freie und Unfreie oder Rechtlose; und unter jenen, wie unter diesen fand wieder ein Unterschied statt. Die Freien schieden sich in gemeine Freie und edle Freie (Edelinge oder Adelinge), von welchen die letzteren allein die ursprünglich Freien (die Semperfreien) waren, welche ein angebornes Eigenthum, Allod, nach dem Erstgeburts-Recht vererbbar, besaßen. Außer ihnen gab es noch zins- oder dienst-pflichtige Hörige (Leute, Liten) und Sklaven (Schalke), die als Kriegsgefangene, im Spiel oder auf andere Art ihre Freiheit verloren hatten und völlig rechtlos waren. Aus diesen Liten und Schalken, welche frei gelassen werden konnten, bildeten sich die gemeinen Freien, die aber erst in der dritten Generation in den Genuß aller Rechte der Freien traten. Aus diesen Standes-Unterschieden entwickelte sich in Folge der Kriege und Eroberungen das Lehnswesen des Mittelalters, das sogenannte Feudalsystem. Alles eroberte Land nämlich wurde unter die alten und neuen Besitzer getheilt, dergestalt aber, daß das den Ueberwundenen belassene Land gewisse Zinsen oder Leistungen zu gewähren hatte. Das übrige Land theilte der Sieger unter seine Gefährten (Vasallen), wofür sie ihm zum Heerbann verpflichtet wurden. Aller Besitz ging also von dem Landesherrn aus, er war der allgemeine Lehnsherr. Der König erhielt aber durch das Recht der Eroberung noch einen besondern Antheil an

9. Theil 2 - S. 59

1880 - Stuttgart : Heitz
Adel. Ritterwesen. 59 dem eroberten Lande für sich, welches er ebenfalls unter treue Diener vertheilte, aber nur zu lebenslänglicher Nutznießung. Ebenso übertrugen die großen Grundbesitzer einen Theil ihres Allods oder auch ihres Lehns geringeren Leuten als Afterlehn und brachten so die kleinen Freien in ein Lehnsverhältniß, welches von diesen meistens auch aus dem Grunde gesucht ward, weil sie dadurch von dem allgemeinen Heerbann befreit wurden. Der Stand der Freien erhielt sich nur in den Baronen, freien Grundbesitzern in Mitte der Vasallen. Sie wurden Hintersassen der großen Grundherren. Das ganze Staatswesen des Mittelalters bestand also aus einer Unmasse ineinander verschlungener Privatverhältuisse, deren belebendes Princip die wechselseitige Treue war. >Zu der Zeit, wo der Adel allein den Stand der freien Leute ausmachte, herrschte unter ihm noch viel Unwissenheit und Roheit. Ohne allen Unterricht in Wissenschaften aufgewachsen, hatten die Edelleute für nichts Anderes Sinn, als sich im Kriege mit dem Feinde herumzuschlagen, oder, wenn es keinen Krieg gab, zu jagen und zu zechen. Kräftig wuchsen sie heran, abgehärtet wurden ihre Körper durch die beständige Bewegung, und da damals der höchste Ruhm nicht darin bestand, der Tugendhafteste und Verständigste zu sein, sondern die stärkste Faust zu haben, so übten sich die Edelleute schon von Kindheit an, sich herumzuschlagen, zu reiten, zu jagen und zu fechten. Daher sehen wir auch jetzt noch in den alten Rüstkammern oft schwere Panzer und Waffen, die uns zu Boden drücken würden. Aber wir wollen diese unsere schwächere Natur nicht beklagen, da indessen dafür unser Geist Riesenschritte gemacht hat. Die alten Ritter waren meistens so unwissend, daß wenige von ihnen lesen und schreiben konnten, und wenn einer seinen Namen unterschreiben sollte, so mußte er statt dessen, wie es jetzt kaum noch bei den niedrigsten Leuten vorkommt, drei Kreuzchen Hinmalen. Kein Wunder, daß also den Rittern die Zeit lang wurde, und daß sie sroh waren, wenn es einen Krieg gab. Im Frieden saßen sie aus ihren Schlössern, die sie sich gewöhnlich auf steilen Anhöhen erbauten und mit starken Mauern und Gräben umgaben, und lebten da ein rechtes Herrenleben. Jeder solcher Edelmann war im Kleinen, was der Kaiser im Großen war. Meistentheils ritt er im Lande umher und besuchte seine Vettern und Freunde, oder erhielt von ihnen Besuch. Da wurde dann geschmaust und wacker gezecht. Noch

10. Theil 2 - S. 142

1880 - Stuttgart : Heitz
142 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch 3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht
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